LAUTER KLISCHEES

Fernab von Forschung, irgendwo im Nirgendwo – sieht so der allgemeinärztliche Praxisalltag aus? Spezielle Förderprogramme sollen Vorurteile ausräumen und die Vielseitigkeit von Hausarztpraxen zeigen.

Von Maike Gröneweg

 

Wenn Dr. Laura Lunden über ihren Beruf spricht, leuchten ihre Augen. Sie ist Ärztin in Weiterbildung und seit Anfang Dezember in Teilzeit in einer Hausarztpraxis. Für die 28-Jährige war eigentlich schon immer klar, dass sie Hausärztin werden will – „nach der Uni zurück aufs Land und eine Praxis eröffnen“, sagt sie. „Eine konkrete Vorstellung von dem Beruf hatte ich zwar ursprünglich nicht, fand ihn aber schon immer interessant, weil er so vielseitig erscheint.“

Am Anfang des Studiums stieß Lunden bei ihren Mitstudierenden auf eher wenig Verständnis. „Die meisten wollten Hirnchirurg oder Kardiologin werden. Da hieß es eher mitleidig, Allgemeinmedizin müsse halt auch jemand machen“, schildert sie. Der Hausarzt-Beruf sei mit vielen Vorurteilen verbunden, erklärt Lunden die Reaktionen ihres Umfelds: Man arbeite allein vor sich hin, müsse rund um die Uhr erreichbar sein, bilde sich nicht mehr fort und behandle nur alte Menschen mit Schnupfen und Rückenschmerzen. Ein weiterer Aspekt, der auch Lunden Sorgen bereitete: Eine Praxis ist immer auch ein Unternehmen, auf dessen wirtschaftlichen Betrieb man im Studium nicht vorbereitet wird.

 

NACHWUCHS FÖRDERN

Der Blick der Kommilitonen auf die hausärztliche Tätigkeit und Lundens Respekt vor dem wirtschaftlichen Betrieb der Praxis sind keine Einzelfälle: Bundesweit fehlen derzeit 4.100 Hausärztinnen und -ärzte. Bis 2035 könnten sogar 11.000 Hausarztsitze unbesetzt bleiben. Denn aktuell steht jeder fünfte Allgemeinmediziner vor dem Ruhestand und die Zahl der nachrückenden Jungärzte reicht nicht aus: Nur knapp 13 Prozent der Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner entscheidet sich für die Prüfung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Um den Bedarf zu decken, müsste der Anteil aber doppelt so hoch sein.

Die Nachwuchsakademie der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) hat seit 2012 das Ziel, mit diesen Vorurteile aufzuräumen, die Allgemeinmedizin sichtbarer zu machen und im besten Fall den Nachwuchs dafür zu gewinnen. Jedes Jahr starten 30 Medizinstudierende das dreijährige Förderprogramm, in dem erfahrene Hausärztinnen und -ärzte ihnen Einblicke in den Berufsalltag geben, sie beim Studium und wissenschaftlichen Arbeiten unterstützen und ihnen in ihrer Berufsplanung beratend zur Seite stehen. Einer von ihnen ist Dr. Christian Godt. „Die hausärztliche Tätigkeit ist ein richtig cooler, facettenreicher Beruf und eine wichtige Position im Gesundheitswesen, an deren Erhaltung ich gerne mitarbeite“, sagt er. Im Rahmen der Nachwuchsakademie bedeutet das konkret, dass Dozierende für Studierende ein Wochenende lang Workshops anbieten, in denen es zum Beispiel um medizinische Themen aus dem Fachgebiet, Wege in die Allgemeinmedizin, wissenschaftliche Fragestellungen und das Praxismanagement geht. Gemeinsam wird außerdem der jährliche Wissenschaftskongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin besucht. Zudem sind frei gestaltbare 1:1-Mentorings möglich.

VORURTEILE ENTSCHÄRFEN

Auch Godt hat Erfahrung mit den Vorurteilen gegenüber dem Hausarztberuf gemacht – während seines Studiums, aber auch in seiner Praxis, in der Medizinstudierende Praktika, Famulaturen sowie einen Teil des Praxisjahres und die Weiterbildung absolvieren können. „Sobald die jungen Medizinerinnen und Mediziner einen echten Eindruck vom Alltag in der Praxis bekommen, gibt es regelrechte Aha-Erlebnisse. Zum Beispiel, wenn sie die enge Bindung zu den Patientinnen und Patienten erleben und die Dankbarkeit, die wir erfahren.“ Auch seien einige überrascht, wie viele Krankheitsbilder in einer gut aufgestellten Praxis diagnostiziert und abschließend behandeln werden können. Eine Erkenntnis, die messbar wirkt: Die Universität Oldenburg evaluiert die Blockpraktika ihrer Studierenden und stellt fest, dass viele sich nach ihrer Zeit in der Praxis eine Zukunft als Hausarzt oder -ärztin besser vorstellen können.

Nicht nur der praktische Einblick überzeugt. Eindrucksvoll könne auch sein, Vorbilder zu haben, die glücklich in ihrem Beruf sind, erklärt Christian Godt. „Die Studierenden sehen, dass wir trotz Praxis Familie und Freizeit gut mit der Arbeit vereinbaren können, dass wir lebenslang lernen und uns weiterentwickeln – und dass man das Geschäftliche und Organisatorische nicht zwingend allein stemmen muss“, so Godt, der in einer Gemeinschaftspraxis mit drei weiteren Ärzten praktiziert, mit denen er sich alle anfallenden Aufgaben und damit die Verantwortung gleichberechtigt teilt.

VORBILD SEIN

Auch Laura Lunden hat außer an einer Winterschool und Mentoring-Programmen an der Nachwuchsakademie der DESAM teilgenommen. Vor allem die Kontakte, Vorbilder und Einblicke, die sie durch diese Angebote gesammelt hat, haben ihr bestätigt: Hausärztin ist der richtige Beruf für sie. „Mich hat außerdem überrascht, wie viel in der Allgemeinmedizin geforscht wird. Das ist ein weiterer Aspekt, der die Arbeit für mich spannend macht“, sagt Lunden, die neben ihrer Tätigkeit in der Praxis als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Teilzeit an der Universität Kiel arbeitet und in den nächsten Jahren am Post-Covid-Syndrom forscht.

Vorbild sein: Das möchte Lunden jetzt auch. Als Vorstandsmitglied der DESAM, gibt sie Workshops für Studierende und junge Ärztinnen und Ärzte, besucht Stammtische der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland und begleitet einen Jahrgang an der Nachwuchsakademie als Dozentin. „Ohne diese ganzen Einblicke wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Deswegen möchte auch ich jungen Studierenden in der Allgemeinmedizin zur Seite stehen“, sagt sie. Auf ihre Zukunft als niedergelassene Ärztin in einer Gemeinschaftspraxis freut sie sich – einzig der Respekt vor dem Geschäftlichen ist geblieben. „Aber ich habe so große Lust auf den Beruf – und gesehen, dass andere das hinkriegen. Also schaffe ich das auch.“


INTERVIEW

„FRÜHZEITIGER PRAXISKONTAKT“

Seit Oktober 2021 wird Studierenden der neuen medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld die Allgemeinmedizin gezielt nahegebracht. Wie das funktioniert, erklärt Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Christiane Muth.

Was macht den Modellstudiengang in Bielefeld so besonders?

Wir bringen unsere Studierenden früh und intensiv in Kontakt mit Hausarztpraxen. Insgesamt acht Wochen begegnen sie dort Praktizierenden und Patienten, ihre erste Blockpraktikumwoche absolvieren sie schon im zweiten Semester. In dieser Woche treffen sie auch erstmals eine chronisch kranke Person, die sie langfristig begleiten – einmal pro Quartal. So lernen sie vertiefend auch die Patientenperspektive kennen. In Bielefeld haben die Studierenden außerdem mehr Unterrichtseinheiten in der Allgemeinmedizin als in anderen Fächern. Zudem erlernen sie den Umgang mit evidenzbasierter Medizin, denn die wissenschaftliche Ausbildung bereitet auch auf lebenslanges Lernen vor und steigert das Image von Hausärztinnen und -ärzten.

Was war der Gedanke hinter diesem Konzept?
Die vorherige Koalitionsregierung in Nordrhein-Westfalen hat den beginnenden Hausarztmangel zum Anlass genommen, mit der neuen medizinischen Fakultät mehr Studienplätze zu schaffen. Wir haben aber nicht nur einen Mangel – parallel ändert sich auch der Charakter der medizinischen Versorgung: Krankenhausaufenthalte werden kürzer und viele Behandlungen finden zunehmend ambulant statt. Es ist also nicht zeitgemäß, Studierende überwiegend in Kliniken auszubilden, weil häufige und relevante Erkrankungen und Behandlungen im Studium sonst nicht abgebildet werden. Das Studium muss die medizinische Versorgung spiegeln. Neben der Ausgestaltung der Lehre im Fach Allgemeinmedizin forscht meine Arbeitsgruppe übrigens dazu, wie die gesundheitliche Versorgung von mehrfach erkrankten Patienten mit Multimedikation verbessert werden kann, und überführt Forschungsergebnisse direkt in die studentische Ausbildung.

Richtet sich der Studiengang gezielt an Studierende, die sich schon für die Allgemeinmedizin entschieden haben? Oder soll er eher die Unentschlossenen überzeugen?
Unser Anspruch ist, möglichst viele für die Allgemeinmedizin zu begeistern, selbst wenn nicht alle später eine hausärztliche Tätigkeit aufnehmen werden. Dafür ist auch nicht jeder geeignet. Aber ich glaube, dass auch diejenigen, die sich nicht primär für die Allgemeinmedizin interessieren, von unserem Konzept profitieren. Unsere heutige gesundheitliche Versorgung ist leider häufig von mangelnder Kontinuität gekennzeichnet, vor allem, weil die Kommunikation unter den Leistungserbringern oft nicht funktioniert. Wenn unsere Studierenden nach ihrem Abschluss als Fachspezialisten arbeiten, aber trotzdem eine Vorstellung davon haben, was in der Hausarztpraxis geleistet wird, welche Informationen dort benötigt werden und warum es wichtig ist, Befunde besser zu kommunizieren, dann profitiert davon die Versorgung der Patientinnen und Patienten insgesamt.

Wie wird der Studiengang bisher angenommen?
Wir sind im Wintersemester 2021/22 mit 60 Studierenden gestartet, beworben hatten sich mehr als 16.000 Interessierte. Wir spüren eine hohe Motivation der Studierenden und haben positive Rückmeldungen zum ersten Jahrgang bekommen: Die Hausarztpraxen haben sich über die hohe Einsatzbereitschaft der Studierenden gefreut und waren teilweise überrascht vom unerwartet hohen Kenntnisstand der Studienanfängerinnen und -anfänger.


KEIN ANSPRUCH? VON WEGEN

Ein besserer Verkaufsjob - diesen Eindruck entwickeln viele Pharmaziestudierende während der Praxisphasen. Dabei sind in der Apotheke vor Ort echte Multitalente gefragt.

Von Roya Piontek

Engpassberuf – 2021 bezeichnete die Bundesagentur für Arbeit den Apothekerberuf so bereits zum achten Mal in Folge. Und auch die Zahlen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. sind eindeutig: Seit 2000 sinkt die Apothekenzahl kontinuierlich und hat aktuell mit 18.256 Apotheken bundesweit einen neuen Tiefstand erreicht. Nicht mal jede zweite neu approbierte Person entscheidet sich für eine Anstellung in einer öffentlichen Apotheke – und noch seltener für die Selbstständigkeit. Stattdessen wird die Arbeit in Industrie und Krankenhausapotheken zunehmend beliebter. Damit ist die Versorgungslage in Deutschland zwar nicht gefährdet, doch mit im Schnitt 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner liegt die Bundesrepublik bereits unter dem europäischen Durchschnitt (32 Apotheken pro 100.000 Einwohner). Und eine Analyse der ABDA sagt voraus, dass 2029 bis zu 10.000 Stellen in den Vor-Ort-Apotheken unbesetzt bleiben könnten.
 

FALSCHES IMAGE

Doch woran liegt das sinkende Interesse, in einer öffentlichen Apotheke angestellt zu sein oder sich gar mit einer selbstständig zu machen? Ein Grund: Viele Studierende haben keine genaue Vorstellung, was die Arbeit in einer Apotheke alles beinhaltet. Ein Aspekt, dem auch Isabell und Hady Ezzeldin zustimmen. Das Ehepaar entschloss sich vor zwei Jahren dazu, zwei Apotheken in Düren zu übernehmen – und damit viel Neuland betreten. „Während des Studiums wird einem nicht vermittelt, wie vielfältig der Beruf in der Vor-Ort-Apotheke tatsächlich ist“, sagt Hady Ezzeldin. Stattdessen würden Famulanten und Studierende im Praktischen Jahr (PJ) oft einfach nach vorne in den Verkauf oder an den Kommissionierautomaten gestellt – weil die Zeit und manchmal auch die Geduld fehlt, die Nachwuchskräfte in alle Facetten des Jobs einzuführen. Für Isabell Ezzeldin stand der Wunsch, eine eigene Offizin zu leiten, hingegen früh fest. „Auslöser war ein Praktikum in der Apotheke einer Bekannten meiner Eltern.“ Darauf folgte – weil sie die Einschreibefrist verpasste – zunächst eine Ausbildung zur PTA und dann das Pharmaziestudium in Greifswald. Während der Famulatur und des PJ profitierte sie von ihrer Ausbildung und wurde von einem Chef, der ihr Potenzial als Selbstständige erkannte, unmittelbar in die Prozesse rund um die Leitung einer Apotheke miteinbezogen – vom Einkauf, über die Personalplanung bis hin zur Buchhaltung oder bei Vertragsangelegenheiten mit den Krankenkassen. „Er hatte Spaß daran, mich zu fördern, und bot mir an, mit den Augen zu stehlen‘, damit ich später für die Leitung einer eigenen Apotheke gut gerüstet wäre.“ Seine Freude am Job übertrug sich auf sie und bestärkte sie in der Berufsentscheidung.
 

VERANTWORTUNG UND GESTALTUNGSSPIELRAUM

Das Apothekerpaar Ezzeldin beschäftigt in seinen beiden Filialen 30 Mitarbeitende. Neben dem Verkauf, Marketing und der Einsatzplanung kümmert sich Isabell Ezzeldin viel darum, dass sich ihre Mitarbeitenden wohlfühlen. Es gibt Teamevents, Fitnesskooperationen und Weiterbildungsangebote. „Zu einem erfolgreichen Betrieb gehört es zunehmend, sich als angenehmer Arbeitgeber zu positionieren“, erzählt die 31-Jährige. Was sie früher als Angestellte gut fand, übernimmt sie nun als Chefin – und schätzt dabei den eigenen Gestaltungsspielraum. Ihr Mann, der vor seinem Pharmaziestudium bereits einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht hat, konzentriert sich hingegen aufs Kaufmännische und die Herstellung in der Rezeptur.

Auch die Neugestaltung der Apothekenräume direkt nach der Übernahme hat das Paar selbst geplant und vorangetrieben. „Zu der Zeit sind wir beide locker jeweils auf 60 bis 70 Wochenstunden gekommen“, erinnert sich der 33-Jährige. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Die Verkaufsräume wirken nun weitläufig und lichtdurchflutet. Der neue Kommissionierautomat spart Platz und erleichtert die Warenwirtschaft. Hady Ezzeldin: „Eine Apotheke mit Wachstumspotenzial und der Möglichkeit, uns selbst zu verwirklichen, war unser Wunsch – die haben wir gefunden und sind glücklich damit. Weder in der Industrie noch als Angestellte hätten wir das erreichen können.“

So zufrieden die beiden sind, so viel Verständnis haben sie auch für die Vorbehalte mancher angehenden Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. Isabell Ezzeldin: „Verglichen mit der Industrie oder Krankenhausapotheken können öffentliche Apotheken auf den ersten Blick nicht mit großen Karrierechancen, dicken Gehältern oder vorhersehbaren Arbeitszeiten punkten.“ Während Apotheken in Stadtzentren den Kunden meist lange Öffnungszeiten anbieten müssen, verteilt sich in ländlichen Gebieten der Notdienst oft auf wenige Apotheken. Doch für beide wiegen die inhaltliche Vielfalt und das selbstbestimmte Arbeiten in ihrer Apotheke diese Kritikpunkte auf. Und dass Familie trotzdem möglich ist, beweisen die beiden auch: Sie sind vor wenigen Monaten Eltern geworden.

Was bleibt, ist das Fachliche: „In den Praxisphasen bekommen viele Studierende den Eindruck, an der eigentlichen Tätigkeit vorbei ausgebildet worden zu sein“, so Hady Ezzeldin. „Nur ein Bruchteil des Studiums zahlt auf den Apothekenjob ein“, sagt er. „Zu lernen, wie man Pflanzen destilliert, ist zwar spannend, hat mit der späteren Berufsrealität der meisten Absolventinnen und Absolventen aber wenig zu tun.“

Genau an diesem Punkt setzt der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) an, Seit Jahren fordert der Verband nicht nur mehr Studienplaätze, sondern auch dass das Pharmaziestudium enger am tatsächlichen Beruf in der öffentlichen Apotheke ausgerichtet wird – um die Studierenden fachlich besser vorzubereiten und dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken. Fabian Brückner, Beauftragter für Lehre und Studium beim BPhD, erklärt: „Der Anteil an klinischer Pharmazie und Pharmakologie muss in den Lehrplänen größer werden.“ Denn zu den Aufgaben der Apothekerinnen und Apothekern, so der Würzburger Pharmaziestudent, gehöre zunehmend Therapien zu begleiten und zu optimieren – und das nicht nur im Krankenhausumfeld.

Die Forderungen des BPhD flossen jüngst in ein Positionspapier ein, das u. a. gemeinsam mit der Bundesapothekerkammer (BAK) sowie Hochschulprofessoren und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft erarbeitetet wurde und eine Novellierung der Approbationsordnung zum Ziel hat. Das Papier wurde bei der Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer verabschiedet. Und beim Apothekertag im September in München wurde beschlossen, dieses an die Bundespolitik weiterzutragen – nun liegt es an der Politik und den Hochschulen, das umzusetzen. Hundert Prozent zufrieden ist Brückner mit dem Ergebnis jedoch nicht und führt die Punkte an, weswegen der BPhD schlussendlich das Papier auf seiner Delegiertenversammlung ablehnte: „Zum einen ist nicht absehbar, wann genau die Novellierung erfolgt. Zum anderen finden wir, dass nicht genug Wert darauf gelegt wurde, veraltete Studieninhalte zu reduzieren oder zu streichen.“ Trotz der ebenfalls im Positionspapier enthaltenen Verlängerung des Studiums um zwei Semester drohe so den Studierenden Überlastung, wenn die Stundenzahl der anderen Fächer nicht angepasst würde, warnt der Verband – das würde die Attraktivität des Pharmaziestudiums nicht steigern und den Nachwuchsmangel verstärken. Trotzdem gilt: Das Problem ist erkannt und der Wandel wird erfolgen.
 

POSITIVE STIMMUNG

Und nicht nur bei den Studieninhalten wünscht sich der Jung-Apotheker Ezzeldin ein Umdenken: „Das Stimmungsbild, das einem während des Studiums aus den Apotheken erreicht, ist von Unzufriedenheit geprägt – das motiviert Neueinsteiger natürlich nicht unbedingt.“ Ein Eindruck, den Fabian Brückner teilt: „Apothekerinnen und Apotheker sollten stolzer auf ihre Arbeit sein. Sie leisten einen wichtigen Beitrag innerhalb des Gesundheitswesens.“ Sein ausdrücklicher Wunsch: Weniger Grabenkämpfe zwischen Medizin und Apotheke um Honorare und Prämien, stattdessen dem Nachwuchs mehr von der Leidenschaft vermitteln, die die Älteren ursprünglich zur Berufswahl gebracht hat. Vielleicht entscheidet sich dann sogar ein überzeugter Wissenschaftler wie Brückner für die Vor-Ort-Apotheke.